Katholikenrat präsentiert Sozialbericht :Jugendlichen eine Zukunftsperspektive geben
Die Corona-Pandemie hat uns alle vor eine enorme Herausforderung gestellt. Besonders schwer betroffen sind jedoch die Kinder und Jugendlichen im Kreis Viersen. Der Katholikenrat Kempen-Viersen hat daher im Mai 2022 entschieden, sich gerade ihnen genauer zuzuwenden.
In unserem Sozialbericht, den wir heute vorstellen, haben wir uns intensiv mit den Auswirkungen der Pandemie auf diese Altersgruppe auseinandergesetzt. Er beleuchtet aus verschiedenen Perspektiven das Erleben, aber auch die Bewältigung und die Folgen der Pandemie.
Wir danken allen Beteiligten von ganzem Herzen für ihr Mitdenken, ihre Zeit und ihren Aufwand, diese Expertisen zu schreiben und damit diesen Bericht möglich gemacht zu haben!
Erschreckenderweise zeigt sich, dass viele Jugendliche unter den aktuellen Bedingungen leiden. Die Schließung von Schulen und Freizeiteinrichtungen, aber auch das Fehlen von sozialen Kontakten haben zu einer großen psychischen Belastung geführt. Viele Jugendliche klagen über Einsamkeit und fehlende Perspektiven.
Auch die Bildungssituation der Jugendlichen hat sich durch die Corona-Pandemie verschlechtert. Der Wechselunterricht und die Schulschließungen haben zu einer deutlichen Verschlechterung der Lernbedingungen geführt. Gerade für Jugendliche, die sowieso schon Schwierigkeiten in der Schule haben, ist diese Situation besonders belastend.
Die Zunahme emotionaler Verarmung und psychischer Herausforderungen stoßen in eine therapeutische Versorgungslücke. Lange Wartezeiten, selbst für Erstgespräche in akuten Notlagen, treffen diejenigen besonders, die familiär und sozial herausgefordert sind. Exklusion statt Inklusion, mangelnde Trauerarbeit und die systemische Überlastung von Mitarbeitenden im Gesundheitswesen, im Bildungsbereich, beruflich und in der Sozialarbeit sind weiterhin ungelöst. Überlagert werden sie durch die Kumulierung von Krisen, die junge Menschen in permanente Zukunftsängste versetzen.
Vor diesem Hintergrund kann es unserer Meinung keine Rückkehr in die Zeit vor der Pandemie geben.
Es brennt.
Probleme, die nicht angegangen werden, eskalieren in soziale Konflikte. Das gilt für die Lebenssituation der Menschen, das gilt für das gesellschaftliche Miteinander, das sich in Ansätzen zu einem scharfen Gegeneinander entwickelt. Ohne Zeitverlust sind Prävention und Akutversorgung massiv zu verbessern. Fachpersonal im Erziehungs- und Schulbereich, bei der sozialen Betreuung muss schneller qualifiziert und dauerhaft eingestellt werden.
Neben den Lehrenden sind Schulsozialarbeit und Schulpsychologen bedarfsorientiert zu beschäftigen. Angebote der Jugendzentren sollten diese Leistung ergänzen. Gegen den Trend zur Individualisierung braucht es die Erfahrung von Gemeinschaft.
Dazu gehört auch die bessere Koordination von professioneller, familiärer und ehrenamtlicher Hilfe. Wir sind der Überzeugung, dass es mit einer Einrichtung einer Grundsicherung nicht getan ist. Die Möglichkeiten von Kindern und Jugendlichen vom Bildungs- und Teilhabepaket zu profitieren, würde gegen Null laufen, wenn dieses abgeschafft würde. Heute füllen auch Lehrer, Pädagogen und Erzieher diese Anträge aus, damit sie von den Erziehungsberechtigten unterschrieben werden können und Kinder bzw. Jugendliche den Anspruch geltend machen können. Dies würde durch die neue Gesetzgebung wegfallen und vielen würde die Möglichkeit an Klassenfahrten, Sportvereinen und Nachhilfe genommen.
Als Katholikenrat im Kreis Viersen sind wir uns unserer Verantwortung bewusst und setzen uns dafür ein, dass die Jugendlichen im Kreis Viersen in dieser schwierigen Zeit nicht allein gelassen werden. Wir erwarten, dass Schulen, Kirchen, Sportvereine und Jugendeinrichtungen zusammenarbeiten, um alternative Angebote zu schaffen und soziale Kontakte zu ermöglichen. Zudem fordern wir vom Kreis Viersen ein umfangreiches Unterstützungsangebot für Jugendliche, das bei Bedarf genutzt werden kann.
Es liegt uns am Herzen, dass die Jugendlichen im Kreis Viersen trotz der schwierigen Situation eine gute Zukunftsperspektive haben. Wir werden weiterhin alles dafür tun, um sie bestmöglich zu unterstützen.
Zum christlichen Glauben gehört die Gemeinschaft. Kirche muss ein Hort der Hoffnung sein. Angst lähmt, Hoffnung bewegt. Dies zeigt sich auf lokaler Ebene mit einem bunten Reigen an haupt- und ehrenamtlicher Seelsorge und vielfältigen Gliederungen der Jugendarbeit. Mit ihrer Option für die Schwachen, dem Ansatz zum bewussten Leben und dem Auftrag, die Schöpfung zu bewahren, werden Themen aufgenommen, die auch Nöte junger Menschen sind. So kann auch Kirche Stimme junger Menschen sein. In Ergänzung zu anderen sozialen Angeboten ist auch die Jugendseelsorge an den Schulen zu verstärken.
Hierbei hilft der Dreiklang von Sehen, Urteilen, Handeln.
Werkapostel sind überzeugender als Sonntagsreden.
Hier können Sie den Sozialbericht als PDF-Datei downloaden: